Hans Böckler Berufskolleg Köln

Auslandspraktikum in Andoain/Spanien

Zur "International Interdisciplinary Challenge" November 2025

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Jeden Morgen starteten wir früh: Gegen 6:30 Uhr verließen wir das Hotel, um den Zug um 7:05 Uhr zu erreichen. Nach etwa 30 Minuten Fahrt kamen wir in Andoain an. Begleitet vom Sonnenaufgang erreichten wir die Schule nach einem kurzen Fußweg.

Am ersten Tag wurden wir herzlich begrüßt. Lehrer und Schüler stellten sich mit vorbereiteten Präsentationen vor, und wir bekamen einen ersten Eindruck vom Ausbildungssystem im Baskenland. Dort gibt es nach der obligatorischen Schulzeit keine klassische Berufsausbildung wie in Deutschland, sondern sogenannte VOC – Vocational Trainings. Diese sind in unterschiedliche Leistungsstufen eingeteilt, aber ähnlich aufgebaut. Unterricht im traditionellen Sinne gibt es nicht: Stattdessen arbeiten die Schüler projektbasiert in Gruppen.

Jede Gruppe erhält eine sogenannte Challenge, die sie innerhalb eines bestimmten Zeitraums selbstständig planen und bearbeiten muss. Die Lehrer legen dabei großen Wert auf Organisation, Informationssammlung und eigenständiges Arbeiten. Die Challenge lautete: einen Motor aus einer Windkraftanlage mithilfe eines selbst entwickelten Hebezeugs zu entfernen. Die Gruppen entwarfen und skizzierten ihr eigenes Hebezeug und erstellten technische Zeichnungen dazu.

Natürlich spielte Theorie trotzdem eine Rolle: Die Lehrkräfte erklärten, wie technische Zeichnungen korrekt angefertigt werden, inklusive Schnitte, Bohrungen, Toleranzen und Maßangaben. An einem Tag mussten die Schüler ihre fertigen technischen Zeichnungen abgeben.

Daraufhin mussten die Gruppen ihre Zeichnungen gegenseitig korrigieren und Fehler gemeinsam besprechen. Die aktive, lebendige Lernatmosphäre war ein deutlicher Gegensatz zu unserem eher ruhigeren Unterricht in Deutschland.

Besonders beeindruckend war die moderne Ausstattung der Schule. Jeder Fachbereich verfügte über praxisnahe Räume:
– ein Großraumbüro mit 3D-Druckern für Technisches Design
– ein Office-Bereich mit verschiedenen Rollen wie Buchhaltung oder Rezeption für Kaufleute
– Schweißräume und Werkstätten für Mechatroniker

WerkstattLaborraumSchweißraum

Ziel ist es, den Schülern ein möglichst realistisches Arbeitsumfeld zu bieten und Selbstständigkeit zu fördern.

Bewertet werden die Challenges nicht mit Noten, sondern mit Farbstufen von Rot bis Grün:
Rot 0–2 Punkte, Orange 2–4 Punkte, Gelb 4–6 Punkte, Blau 6–8 Punkte, Grün 8–10 Punkte.
Erst am Ende des Jahres, nach ungefähr vier Challenges, ergibt sich daraus die Abschlussnote.

Während unseres Aufenthalts durften wir nicht nur zuschauen, sondern auch selbst aktiv lernen: Wir erstellten technische Zeichnungen, arbeiteten mit einem optischen Trackingsystem zur 3D-Kopfvermessung und begleiteten Mechatroniker in die Werkstätten, wo wir unter anderem selbstständig eine Welle für eine Drehmaschinenhalterung drehten.

Nach Unterrichtsende um 14 Uhr nutzten wir unsere Freizeit und das gute Wetter, um die Region zu erkunden. Ich machte Fahrradtouren, Spaziergänge am Strand oder durch die Stadt und besuchte zwei Fußballspiele im Stadion. San Sebastián überzeugte mit Bergen, Parks, Küstenlandschaften und einer insgesamt tollen Atmosphäre.

Besonders positiv nehme ich die Lernmethode mit: Obwohl meine Kenntnisse im technischen Zeichnen anfangs gering waren und ich nur wenig Spanisch spreche, wurde alles so verständlich erklärt, dass ich große Fortschritte gemacht habe. Auch meine Kommunikationsfähigkeit in Spanisch und Englisch hat sich spürbar verbessert.image009

Für mich war dieses Auslandspraktikum eine lehrreiche, spannende und unvergessliche Zeit.

Vielen Dank an Marco Klusmann und Maider Lizzaralde für die Organisation und die Ermöglichung dieses Erlebnisses!

Vielen Dank fürs Lesen
Ruben Fernandes Ferreira