Interview mit der VDW-Nachwuchsstiftung

Michael Hecker, Bildungsgangleiter am Hans-Böckler-Berufskolleg in Köln, berichtet in einem Interview über den Zertifizierungsprozess und die Zusammenarbeit mit der VDW-Nachwuchsstiftung.

Die Zertifizierung in Form eines gemeinsamen Audits durch das Kultusministerium, die Schulaufsicht und die VDW-Nachwuchsstiftung hat für Ihre Schule einen erheblichen Arbeits- und Vorbereitungsaufwand bedeutet. Welchen Nutzen haben Ihre Schule und besonders die Schüler durch diese Zertifizierung? Können Sie uns dazu ein Beispiel nennen?

Der Nutzen von Seiten der Schule und des Lehrerteams ist neben der fachlichen Rückmeldung im Rahmen der Zertifizierung die Wahrnehmung von hoher Fachlichkeit und Wertschätzung durch das Auditorenteam. In der Vergangenheit war es schon möglich, durch die Kooperationen mit der VDW-Nachwuchsstiftung, an fachlich hochqualifizierten Fortbildungen bei Maschinenherstellern und Steuerungsherstellern teilzunehmen. So konnten durch die Fortbildungen der Stiftung und die schulinterne Fortbildung viele neue Erkenntnisse gewonnen und Kompetenzen auf diesem Arbeitsgebiet erweitert werden. Die Schülerinnen und Schüler haben den größten Nutzen, indem sie ein ganzheitlich handlungsorientiertes Arbeitsgebiet exemplarisch an der rechnergestützten Fertigung im Kompetenzzentrum wahrnehmen und erleben können.

Die Grundlage der Zertifizierung ist das pädagogische Konzept, gefolgt von der Lehrerqualifizierung, der Lernortkooperation und der Ausstattung der Schule im Bereich der CNC, CAD/CAM Technik. Welche Veränderungen haben Sie wahrgenommen, seitdem das Zertifizierungsprojekt an Ihrer Schule begonnen wurde?

Im Fokus steht der Entwicklungsprozess der Berufsschule innerhalb der Schlüsseltechnologie „Rechnergestützte Fertigung“. Maßgebend sind hierbei die Bildungsgänge, in denen die rechnergestützte Fertigung curricular verankert und mit einem sehr hohen Stundenanteil zu unterrichten ist. Diesen Bedingungen folgend hat die Bildungsgangentwicklungsarbeit für Zerspanungsmechaniker und Werkzeugmechaniker eine hohe Wichtigkeit, da die nun vorhandenen Möglichkeiten des Kompetenzzentrums gerade für diese beiden Berufsgruppen adäquat genutzt werden können. Die Ergebnisse der andauernden Implementation der rechnergestützten Fertigung dieser beiden Bildungsgänge sollen in der Gesamtheit anderen Teams schulformübergreifend zur Verfügung gestellt werden. Der Bereich der Lehrerqualifizierung ist seit Jahren auf hohem Niveau. Durch unsere erfolgreiche Umsetzung des Kompetenzzentrums „Automatisierte Produktion“ verfügen wir über eine außergewöhnlich gute und hochwertige Ausstattung. Insbesondere im Bereich der rechnergestützten Fertigung basiert die Ausbildung auf modernstem Equipment. CNC- CAD/CAM-Technologien auf aktuellem Stand der Technik zeigen hier ein hohes Maß an Engagement und Professionalität in der Ausbildung. Unser Schulungskonzept innerhalb der Schlüsseltechnologie der rechnergestützten Fertigung ist abgestimmt auf die zeitgemäße industrielle Prozesskette: Von der Zeichnung zum fertigen Werkstück. Eingebettet in Geschäftsprozesse werden moderne Technologien didaktisch-methodisch aufbereitet und im praxisorientierten Unterricht umgesetzt. Die Umsetzung unseres Konzeptes befindet sich in einem steten Entwicklungsprozess. Dabei wird der Erfolg in der Umsetzung im Unterricht schon nach kürzester Zeit sichtbar. Wir setzen bei der CNC-Ausbildung auf die professionelle Programmierung, das effiziente Einrichten und Bedienen unserer vorhandenen CNC-Maschinen und der Optimierung der Fertigungsprozesse bei der Zerspanung. Mit der praxisorientierten Vermittlung der Inhalte durch qualifizierte Lehrer und die individuelle Betreuung der Lernenden erzielen wir gemeinsam größte Lernerfolge.

Durch das sehr gute Ergebnis der Zertifizierung kann man Ihre Schule als einen Leuchtturm in der Bildungslandschaft bezeichnen. Welche Bedeutung hat für Sie diese Außenwirkung?

Eine Leuchtturmschule in der Bildungslandschaft zu sein, genießen wir mit großer Genugtuung und sind uns der Bedeutung dieser positiven Außenwirkung auch über die Landesgrenze hinaus bewusst. Es soll für die Zukunft Ansporn sein, dieses hohe Niveau in unserem Kompetenzzentrum aufrecht zu erhalten. Hierbei haben uns Rückmeldungen unserer dualen Partner sowie externe Besucher bestärkt.

Wie geht es für Sie bzw. Ihre Schule nach der erfolgreichen Zertifizierung weiter?

Wir sehen die Zertifizierung als gute Chance, neben dem CNC-, CAD-/CAM-Bereich auch neue Felder wie die Automatisierung oder gesamte Geschäftsprozesse in der Fertigung auf ähnlich hohem Niveau anzugehen. Dabei sind wir uns bewusst, dass wir dies nur mit kompetenten Kooperationspartnern aus Industrie und Dienstleistung sowie dem Schulträger erreichen können.

Die Kooperation der VDW-Nachwuchsstiftung mit dem Land Nord besteht seit 2009. Welche Vorteile dieser Kooperation sehen Sie aus Ihrer Sicht und welche Veränderungen haben Sie seit 2009 wahrgenommen?

Die größten Veränderungen seit der Kooperation im Jahr 2009 sehe ich in der Fortbildungsinitiative in den Bereichen CNC, CAD/CAM und der modernen Schneidstoffe sowie der Unterstützung der standortübergreifenden Arbeitskreise CNC/CAD/CAM durch speziell abgestimmte Fortbildungen. Diese Kooperation ermöglicht den Schulen, die Fachlichkeit der Schlüsseltechnologie „Rechnergestützte Fertigung“ zu erhöhen und die Ausbildungsqualität für unserer Schülerinnen und Schüler stetig zu sichern und zu verbessern. Die qualifizierte Fachkräfteausbildung im Bereich der rechnergestützten Fertigung kann damit in der Zukunft besser gelingen. Innovative und qualitativ hochwertige Ausbildungskonzepte haben so Raum erhalten. Dadurch lassen sich gezielt Innovationen im CNC-, CAD-/CAM-Bereich zukunftsträchtig ausbauen und Veränderungen im Kompetenzerwerb in der rechnergestützten Fertigung umsetzen.

Herr Hecker, vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Gerd Schlimm.